Wie mein „Yang“ einmal in Ungnade fiel

Alois Czipin

Den 15.3.2002 habe ich in meinem Kalender schwarz markiert, denn an diesem Tag wird mir klar, dass nach dem Verkauf meines Unternehmens meine rechte Hand und bisheriger Partner nicht mehr zu mir steht. Ich bin schwer enttäuscht und beleidigt und stelle den Kontakt zu ihm vollständig ein. Ich fühle mich von ihm hintergangen und ziehe mich mit schwer verletzten Gefühlen zurück.

Wie mein „Yang“ einmal in Ungnade fiel

Alois Czipin

Den 15.3.2002 habe ich in meinem Kalender schwarz markiert, denn an diesem Tag wird mir klar, dass nach dem Verkauf meines Unternehmens meine rechte Hand und bisheriger Partner nicht mehr zu mir steht. Ich bin schwer enttäuscht und beleidigt und stelle den Kontakt zu ihm vollständig ein. Ich fühle mich von ihm hintergangen und ziehe mich mit schwer verletzten Gefühlen zurück.

1994 rekrutiere ich einen in meinem Geschäft sehr erfahrenen Amerikaner. Innerhalb kurzer Zeit gewinnt er mein volles Vertrauen. Obwohl er kein Wort deutsch spricht, schafft er es kraft seiner Kompetenz und Führungsstärke die Projektabwicklung auf neue Beine zu stellen und damit die Qualität der Projekte entscheidend zu verbessern. Auf dieser Basis ist es nun möglich wesentlich rascher zu wachsen. Bei seinem Eintritt zählt das Unternehmen ca. 30 Mitarbeiter. 2 Jahre später halten wir bei 50 und so geht es weiter bis 2001 – Czipin & Partner zählt mehr als 100 Mitarbeiter. Ich kümmere mich schwerpunktmäßig um den Verkauf und das Management meiner Firma und mein Partner zeichnet für die Abwicklung aller Projekte verantwortlich. Die Zusammenarbeit ist gekennzeichnet von hoher gegenseitiger Wertschätzung. Wir können uns aufeinander verlassen.

1994 rekrutiere ich einen in meinem Geschäft sehr erfahrenen Amerikaner. Innerhalb kurzer Zeit gewinnt er mein volles Vertrauen. Obwohl er kein Wort deutsch spricht, schafft er es kraft seiner Kompetenz und Führungsstärke die Projektabwicklung auf neue Beine zu stellen und damit die Qualität der Projekte entscheidend zu verbessern. Auf dieser Basis ist es nun möglich wesentlich rascher zu wachsen. Bei seinem Eintritt zählt das Unternehmen ca. 30 Mitarbeiter. 2 Jahre später halten wir bei 50 und so geht es weiter bis 2001 – Czipin & Partner zählt mehr als 100 Mitarbeiter. Ich kümmere mich schwerpunktmäßig um den Verkauf und das Management meiner Firma und mein Partner zeichnet für die Abwicklung aller Projekte verantwortlich. Die Zusammenarbeit ist gekennzeichnet von hoher gegenseitiger Wertschätzung. Wir können uns aufeinander verlassen.

Ich bin emotional gesehen – typisch für Verkäufer – auf einer wilden Achterbahn unterwegs. Gelingt mir der Verkauf eines großen Mandates bin ich „over the moon“, bei Fehlschlägen gerate ich emotional auf die schiefe Bahn und bin dann oft schlechter Laune, was meine Mitarbeiter oft zu spüren bekommen. Mein Partner hat die Gabe dies rasch zu erkennen, mir Mut zuzusprechen und damit meine „schlechten“ Phasen kurz zu halten. Immer wieder holt er mich aus meinen Tälern heraus, was natürlich meine Abschlussstärke unterstützt.

Ich erinnere mich genau, dass wir 1998 vor dem Abschluss eines ganz großen Mandates stehen. Der Klient ist meiner Einschätzung nach bereit ein Projekt von mehreren Millionen Euro zu autorisieren. Ich hatte viel Zeit und Energie in den Aufbau dieses Kontaktes investiert. Und auch das Timing ist ideal: die für einen solchen Einsatz notwendigen Mitarbeiter sind verfügbar. Und dann kommt aus dem Blitzblauen ein kurzer Anruf dieses Klienten, in dem er mir mitteilt, dass er das Projekt einem Konkurrenzunternehmen gibt. Ich bin am Boden und entwickle wie in solchen Situationen so oft zuvor und auch danach schlimme Existenzängste. Mein Kollege merkt das sofort und geht auf mich ein, stärkt mein Selbstbewusstsein und entwickelt Strategien und Ideen, was nun zu tun ist. Und siehe da: einige Wochen später schaffe ich es ein vergleichbares Projekt zu verkaufen.

2001 verkaufe ich mein Unternehmen an einen Mitbewerber. Sehr rasch werden erprobte Seilschaften in meinem Unternehmen aufgelöst. Auch mein Partner bekommt nach einem halben Jahr andere Aufgaben zugeteilt. Ich versuche das zu verhindern, aber meine neuen Eigentümer wollen die alten „Machtstrukturen“ zerstören. Ich habe jedoch eine andere Wahrnehmung und bilde mir ein, dass diese Veränderung auf Betreiben meines Vertrauten umgesetzt werden. Mein Eindruck verstärkt sich im Rahmen eines Telefonates und ich beschließe, ihn auf meine persönliche „Schwarze Liste“ zu setzen. No more contact. Wenige Monate später verlasse ich entnervt „mein“ Unternehmen.

2003 gründe ich mein zweites Beratungsunternehmen. Ich nehme mir vor ganz neu zu beginnen und auf keine „alten“ Kräfte zurückzugreifen. Nach und nach kommen zwar einige frühere Mitarbeiter zurück, aber als rechte Hand rekrutiere ich einen erfahrenen Berater aus Österreich. Meine ehemaliger Partner  fällt mehr und mehr in Vergessenheit. Hin und wieder denke ich wehmütig an ihn besonders in der schwierigen Zeit 2011 bis 2014. Aber die gefühlte schwere Beleidigung und Enttäuschung hält mich davon ab ihn zu kontaktieren.

Erst Ende 2017 ist es soweit. Ich gebe seinen Namen bei facebook ein und siehe da: er ist Mitglied. Ich schicke ihm eine Freundschaftsanfrage, die er 5 Minuten später bereits bestätigt. Und dann ist es, als ob keine 15 Jahre zwischen dem letzten Gespräch liegen. Wir können dort anknüpfen, wo wir als ebenbürtige Partner zusammen gearbeitet haben. Mein ehemaliger Vertrauter ist mittlerweile schon über 70, aber bereit und auch fähig mich wieder zu unterstützen. Seine Aufgabe hat sich natürlich geändert, denn nun ist es seine Aufgabe jüngere Kollegen zu coachen wie ein Beratungsunternehmen unseres Zuschnitts effektiv geführt werden kann.

Und wieder habe ich gelernt, dass persönliche Entwicklung mit dem Verlassen meiner Komfortzone einhergeht – in diesem Fall heißt das: mein beleidigtes Ego zu ignorieren und mit einem „vermeintlichen Verräter“ erneut in Kontakt zu treten. Auf die Gefahr hin wieder verletzt oder zurückgewiesen zu werden! No risk – no fun!!!

Ich bin emotional gesehen – typisch für Verkäufer – auf einer wilden Achterbahn unterwegs. Gelingt mir der Verkauf eines großen Mandates bin ich „over the moon“, bei Fehlschlägen gerate ich emotional auf die schiefe Bahn und bin dann oft schlechter Laune, was meine Mitarbeiter oft zu spüren bekommen. Mein Partner hat die Gabe dies rasch zu erkennen, mir Mut zuzusprechen und damit meine „schlechten“ Phasen kurz zu halten. Immer wieder holt er mich aus meinen Tälern heraus, was natürlich meine Abschlussstärke unterstützt.

Ich erinnere mich genau, dass wir 1998 vor dem Abschluss eines ganz großen Mandates stehen. Der Klient ist meiner Einschätzung nach bereit ein Projekt von mehreren Millionen Euro zu autorisieren. Ich hatte viel Zeit und Energie in den Aufbau dieses Kontaktes investiert. Und auch das Timing ist ideal: die für einen solchen Einsatz notwendigen Mitarbeiter sind verfügbar. Und dann kommt aus dem Blitzblauen ein kurzer Anruf dieses Klienten, in dem er mir mitteilt, dass er das Projekt einem Konkurrenzunternehmen gibt. Ich bin am Boden und entwickle wie in solchen Situationen so oft zuvor und auch danach schlimme Existenzängste. Mein Kollege merkt das sofort und geht auf mich ein, stärkt mein Selbstbewusstsein und entwickelt Strategien und Ideen, was nun zu tun ist. Und siehe da: einige Wochen später schaffe ich es ein vergleichbares Projekt zu verkaufen.

2001 verkaufe ich mein Unternehmen an einen Mitbewerber. Sehr rasch werden erprobte Seilschaften in meinem Unternehmen aufgelöst. Auch mein Partner bekommt nach einem halben Jahr andere Aufgaben zugeteilt. Ich versuche das zu verhindern, aber meine neuen Eigentümer wollen die alten „Machtstrukturen“ zerstören. Ich habe jedoch eine andere Wahrnehmung und bilde mir ein, dass diese Veränderung auf Betreiben meines Vertrauten umgesetzt werden. Mein Eindruck verstärkt sich im Rahmen eines Telefonates und ich beschließe, ihn auf meine persönliche „Schwarze Liste“ zu setzen. No more contact. Wenige Monate später verlasse ich entnervt „mein“ Unternehmen.

2003 gründe ich mein zweites Beratungsunternehmen. Ich nehme mir vor ganz neu zu beginnen und auf keine „alten“ Kräfte zurückzugreifen. Nach und nach kommen zwar einige frühere Mitarbeiter zurück, aber als rechte Hand rekrutiere ich einen erfahrenen Berater aus Österreich. Meine ehemaliger Partner  fällt mehr und mehr in Vergessenheit. Hin und wieder denke ich wehmütig an ihn besonders in der schwierigen Zeit 2011 bis 2014. Aber die gefühlte schwere Beleidigung und Enttäuschung hält mich davon ab ihn zu kontaktieren.

Erst Ende 2017 ist es soweit. Ich gebe seinen Namen bei facebook ein und siehe da: er ist Mitglied. Ich schicke ihm eine Freundschaftsanfrage, die er 5 Minuten später bereits bestätigt. Und dann ist es, als ob keine 15 Jahre zwischen dem letzten Gespräch liegen. Wir können dort anknüpfen, wo wir als ebenbürtige Partner zusammen gearbeitet haben. Mein ehemaliger Vertrauter ist mittlerweile schon über 70, aber bereit und auch fähig mich wieder zu unterstützen. Seine Aufgabe hat sich natürlich geändert, denn nun ist es seine Aufgabe jüngere Kollegen zu coachen wie ein Beratungsunternehmen unseres Zuschnitts effektiv geführt werden kann.

Und wieder habe ich gelernt, dass persönliche Entwicklung mit dem Verlassen meiner Komfortzone einhergeht – in diesem Fall heißt das: mein beleidigtes Ego zu ignorieren und mit einem „vermeintlichen Verräter“ erneut in Kontakt zu treten. Auf die Gefahr hin wieder verletzt oder zurückgewiesen zu werden! No risk – no fun!!!