Wie ich über Hindernisse zu meinem ersten Job kam und warum ich auch nach 42 Jahren noch Aufholbedarf habe.
DIENSTANTRITT. 5. NOVEMBER 1978 – wie habe ich diesen Tag jahrelang herbeigesehnt. Die Nacht zuvor habe ich kein Auge zugetan und x-mal auf die Uhr geschaut, wann es endlich Morgen wird. Endlich ist es soweit: der Tag, an dem ich meine erste Dienstreise in meinem ersten Job antrete. Ein Tag, der nicht nur für mich sehr bedeutsam ist, sondern für ganz Österreich: Es findet die Volksabstimmung über die Inbetriebnahme des AKWs Zwentendorf statt. Bekanntlich haben knapp über 50 Prozent dazu Nein gesagt.
Es ist ein trüber Tag, Nebel liegt über dem Land. Meine Eltern sind in großer Sorge ob meiner Berufswahl und laden mich und meine junge Familie zum Mittagessen ein. Und es kommen wieder die gleichen Fragen:
Wie ich über Hindernisse zu meinem ersten Job kam und warum ich auch nach 42 Jahren noch Aufholbedarf habe.
DIENSTANTRITT. 5. NOVEMBER 1978 – wie habe ich diesen Tag jahrelang herbeigesehnt. Die Nacht zuvor habe ich kein Auge zugetan und x-mal auf die Uhr geschaut, wann es endlich Morgen wird. Endlich ist es soweit: der Tag, an dem ich meine erste Dienstreise in meinem ersten Job antrete. Ein Tag, der nicht nur für mich sehr bedeutsam ist, sondern für ganz Österreich: Es findet die Volksabstimmung über die Inbetriebnahme des AKWs Zwentendorf statt. Bekanntlich haben knapp über 50 Prozent dazu Nein gesagt.
Es ist ein trüber Tag, Nebel liegt über dem Land. Meine Eltern sind in großer Sorge ob meiner Berufswahl und laden mich und meine junge Familie zum Mittagessen ein. Und es kommen wieder die gleichen Fragen:
Wie heißt diese Firma? Aus Amerika sind die? Was machen die? Berater wirst du? Nach Brüssel fliegst du heute? Bist du dir sicher, dass du auch bezahlt wirst? Und so weiter. Solchermaßen ermutigt treten wir den Heimweg an. Meine Frau beruhigt mich „Lass dich nicht verunsichern, das wird schon gut werden.“ Am Abend besteige ich mit mulmigem Gefühl einen Airbus 320 der Lufthansa. Ich nehme Platz, das Flugzeug rollt zur Startbahn und bleibt noch einmal kurz stehen. Das Gefühl meines ersten Starts und des Abhebens werde ich niemals vergessen. Kurz darauf zünde ich mir eine Zigarette an – und fühle mich so richtig erwachsen: Endlich bin ich in einem Job, bin unabhängig und kann meine Familie selbst ernähren. Nach der Landung in Frankfurt erkundige ich mich nach meinem Weiterflug. Ich komme zum Gate und erfahre, dass der Flug nach Brüssel abgesagt ist – dichter Nebel!
Wie heißt diese Firma? Aus Amerika sind die? Was machen die? Berater wirst du? Nach Brüssel fliegst du heute? Bist du dir sicher, dass du auch bezahlt wirst? Und so weiter. Solchermaßen ermutigt treten wir den Heimweg an. Meine Frau beruhigt mich „Lass dich nicht verunsichern, das wird schon gut werden.“ Am Abend besteige ich mit mulmigem Gefühl einen Airbus 320 der Lufthansa. Ich nehme Platz, das Flugzeug rollt zur Startbahn und bleibt noch einmal kurz stehen. Das Gefühl meines ersten Starts und des Abhebens werde ich niemals vergessen. Kurz darauf zünde ich mir eine Zigarette an – und fühle mich so richtig erwachsen: Endlich bin ich in einem Job, bin unabhängig und kann meine Familie selbst ernähren. Nach der Landung in Frankfurt erkundige ich mich nach meinem Weiterflug. Ich komme zum Gate und erfahre, dass der Flug nach Brüssel abgesagt ist – dichter Nebel!
Jäh schlägt meine Stimmung um: Was mache ich jetzt? Wie komme ich nach Brüssel? Ich muss dorthin, egal, wie. Kurz darauf stehe ich am Gepäckband, um mir meinen Koffer zu holen. Da höre ich die Konversation von zwei Mitreisenden, die ebenfalls nach Brüssel müssen. Am Ende sind wir zu viert, die sich ein Taxi teilen. Die Fahrt ist echt lang, und in Belgien ist der Nebel so dicht, dass der Fahrer nicht schneller als 50 km/h fahren kann. Es ist 3.30 Uhr, als ich im Hotel ankomme. Nur mit Glück kann ich den Nachtportier wecken. An Schlaf ist wieder nicht zu denken.
Um 8.30 Uhr betrete ich sehr aufgeregt zum ersten Mal das Büro meines ersten Arbeitgebers. Ich werde in ein Besprechungszimmer geführt. Alleine stehe ich da und warte. Der Beginn des Einführungstrainings ist für neun Uhr geplant. Ich warte auf weitere neue Arbeitskollegen, aber es rührt sich nichts. Dann betritt pünktlich ein beleibter Amerikaner den Raum. Er begrüßt mich mit Handschlag und fragt mich, wo die anderen sind. An diesem Tag sollen eigentlich acht weitere Kollegen den Dienst antreten. Der Amerikaner stellt sich als Senior Partner vor und sagt zu mir: „Das ist schon einmal ein gutes Zeichen. Du bist trotz großer Hindernisse nach Brüssel gekommen. Das gefällt mir.“
Und dann beginnt dieser Senior Partner für mich alleine mit der Vorstellung des Unternehmens Proudfoot, damals eines der weltweit führenden Beratungsunternehmen mit mehr als 1.000 Mitarbeitern. Was ich zu hören bekomme, kann ich fast nicht glauben: Der Mann erzählt von Projekten bei Ford, International Harvester und Bahlsen, bei denen die Produktivität um 30 Prozent und mehr gesteigert wurde. Er erzählt Geschichten von Projekterfolgen, die ich mir bei besten Willen nicht vorstellen kann. Beträge unter zehn Millionen Dollar kommen so gut wie nicht vor. Und dann für mich der absolute Hammer: Projekte kosten nur ein Drittel des Betrages, der für den Kunden jedes Jahr eingespart wird. Ein Return on Investment von drei zu eins für den Auftraggeber. Und ich denke mir: Welcher Kunde kann zu so einem Angebot Nein sagen?
42 Jahre später bin ich noch immer Produktivitätssteigerer mit wahrscheinlich mehr als 1.000 Projekten auf dem Buckel. In diesen Jahren habe ich immer wieder gemeinsam mit vielen Kollegen bewiesen, dass die versprochenen Verbesserungen auch wirklich umgesetzt wurden und Unternehmerträume auch wahr werden können.
Wirklich erstaunlich ist aber die Tatsache, wie wenige Unternehmer und Manager es tatsächlich sind, die zu meinem Angebot Ja sagen. Meine persönliche Statistik der Jahre 2019/2020 zeigt, dass es nur fünf Prozent sind. Und dieses Ergebnis ist bei Weitem schlechter als die knappe Mehrheit von 50,1 Prozent, die sich in weiser Voraussicht gegen das AKW Zwentendorf ausgesprochen haben. Da gibt es für mich also noch großen Aufholbedarf.
Jäh schlägt meine Stimmung um: Was mache ich jetzt? Wie komme ich nach Brüssel? Ich muss dorthin, egal, wie. Kurz darauf stehe ich am Gepäckband, um mir meinen Koffer zu holen. Da höre ich die Konversation von zwei Mitreisenden, die ebenfalls nach Brüssel müssen. Am Ende sind wir zu viert, die sich ein Taxi teilen. Die Fahrt ist echt lang, und in Belgien ist der Nebel so dicht, dass der Fahrer nicht schneller als 50 km/h fahren kann. Es ist 3.30 Uhr, als ich im Hotel ankomme. Nur mit Glück kann ich den Nachtportier wecken. An Schlaf ist wieder nicht zu denken.
Um 8.30 Uhr betrete ich sehr aufgeregt zum ersten Mal das Büro meines ersten Arbeitgebers. Ich werde in ein Besprechungszimmer geführt. Alleine stehe ich da und warte. Der Beginn des Einführungstrainings ist für neun Uhr geplant. Ich warte auf weitere neue Arbeitskollegen, aber es rührt sich nichts. Dann betritt pünktlich ein beleibter Amerikaner den Raum. Er begrüßt mich mit Handschlag und fragt mich, wo die anderen sind. An diesem Tag sollen eigentlich acht weitere Kollegen den Dienst antreten. Der Amerikaner stellt sich als Senior Partner vor und sagt zu mir: „Das ist schon einmal ein gutes Zeichen. Du bist trotz großer Hindernisse nach Brüssel gekommen. Das gefällt mir.“
Und dann beginnt dieser Senior Partner für mich alleine mit der Vorstellung des Unternehmens Proudfoot, damals eines der weltweit führenden Beratungsunternehmen mit mehr als 1.000 Mitarbeitern. Was ich zu hören bekomme, kann ich fast nicht glauben: Der Mann erzählt von Projekten bei Ford, International Harvester und Bahlsen, bei denen die Produktivität um 30 Prozent und mehr gesteigert wurde. Er erzählt Geschichten von Projekterfolgen, die ich mir bei besten Willen nicht vorstellen kann. Beträge unter zehn Millionen Dollar kommen so gut wie nicht vor. Und dann für mich der absolute Hammer: Projekte kosten nur ein Drittel des Betrages, der für den Kunden jedes Jahr eingespart wird. Ein Return on Investment von drei zu eins für den Auftraggeber. Und ich denke mir: Welcher Kunde kann zu so einem Angebot Nein sagen?
42 Jahre später bin ich noch immer Produktivitätssteigerer mit wahrscheinlich mehr als 1.000 Projekten auf dem Buckel. In diesen Jahren habe ich immer wieder gemeinsam mit vielen Kollegen bewiesen, dass die versprochenen Verbesserungen auch wirklich umgesetzt wurden und Unternehmerträume auch wahr werden können.
Wirklich erstaunlich ist aber die Tatsache, wie wenige Unternehmer und Manager es tatsächlich sind, die zu meinem Angebot Ja sagen. Meine persönliche Statistik der Jahre 2019/2020 zeigt, dass es nur fünf Prozent sind. Und dieses Ergebnis ist bei Weitem schlechter als die knappe Mehrheit von 50,1 Prozent, die sich in weiser Voraussicht gegen das AKW Zwentendorf ausgesprochen haben. Da gibt es für mich also noch großen Aufholbedarf.