…der sollte guten Gewissens sein. Über ein unerwartetes Urlaubserlebnis, das mich zum Nachdenken gebracht hat.

Alois Czipin

MEIN GOTT WAR ICH FERTIG! Das abgelaufene Geschäftsjahr war eines der härtesten in meiner Laufbahn. Ein Fast-Crash des Unternehmens, eine Neuausrichtung meines Unternehmens gegen viel Widerstand und einige Tiefschläge im familiären Umfeld hatten mich viel Kraft gekostet. Niemals zuvor habe ich mir den Weihnachtsurlaub so sehr herbeigewünscht. Und jetzt ist es soweit: Ich schreibe die letzten Mails, schicke die letzten Weihnachtswünsche, schließe das Büro ab, gehe nach Hause und freue mich – ohne an die Firma denken zu müssen – auf die Weihnachtsferien in einem wunderschönen Berghotel.

…der sollte guten Gewissens sein. Über ein unerwartetes Urlaubserlebnis, das mich zum Nachdenken gebracht hat.

Alois Czipin

MEIN GOTT WAR ICH FERTIG! Das abgelaufene Geschäftsjahr war eines der härtesten in meiner Laufbahn. Ein Fast-Crash des Unternehmens, eine Neuausrichtung meines Unternehmens gegen viel Widerstand und einige Tiefschläge im familiären Umfeld hatten mich viel Kraft gekostet. Niemals zuvor habe ich mir den Weihnachtsurlaub so sehr herbeigewünscht. Und jetzt ist es soweit: Ich schreibe die letzten Mails, schicke die letzten Weihnachtswünsche, schließe das Büro ab, gehe nach Hause und freue mich – ohne an die Firma denken zu müssen – auf die Weihnachtsferien in einem wunderschönen Berghotel.

Dort angekommen mache ich es mir mit meiner Frau, meinen Kindern und Enkelkindern gemütlich. Wir verbringen einen entspannten Abend im Restaurant und an der Bar. Frühmorgens gehen wir am nächsten Tag in den Skiraum, wo uns ein Herr mit Vollbart (meine Enkelkinder nennen ihn fortan „Alm-Öhi“) behilflich ist, startklar zu werden. Er gibt uns gute Tipps bezüglich des Schigebiets und schlägt für den Sonnenuntergang einen von ihm selbst geführten Spaziergang vor. Der Tag ist wunderschön: kalt, wolkenlos und relativ wenig Menschen auf der Piste. Am Nachmittag empfängt uns „Alm-Öhi“ im Hotel mit einem breiten Grinsen und schlägt vor gleich mit ihm mitzukommen. Meine Familie hat anderes im Sinn, aber ich sage zu. Zehn Minuten später treffe ich den Bergführer bei der Rezeption und wir starten los.

Mit Schneeschuhen ausgerüstet führt mich „Alm-Öhi“ zum Aussichtspunkt für den Sonnenuntergang. Nach kurzem Anstieg erreichen wir diesen Punkt und da bleibt mir fast das Herz stehen: Der Ausblick ist zum Niederknien schön! Ich sehe im Abendlicht die Konturen der Bergspitzen und rund um uns ist es ganz still. Es scheint als ob die Welt den Atem anhielte.

Dort angekommen mache ich es mir mit meiner Frau, meinen Kindern und Enkelkindern gemütlich. Wir verbringen einen entspannten Abend im Restaurant und an der Bar. Frühmorgens gehen wir am nächsten Tag in den Skiraum, wo uns ein Herr mit Vollbart (meine Enkelkinder nennen ihn fortan „Alm-Öhi“) behilflich ist, startklar zu werden. Er gibt uns gute Tipps bezüglich des Schigebiets und schlägt für den Sonnenuntergang einen von ihm selbst geführten Spaziergang vor. Der Tag ist wunderschön: kalt, wolkenlos und relativ wenig Menschen auf der Piste. Am Nachmittag empfängt uns „Alm-Öhi“ im Hotel mit einem breiten Grinsen und schlägt vor gleich mit ihm mitzukommen. Meine Familie hat anderes im Sinn, aber ich sage zu. Zehn Minuten später treffe ich den Bergführer bei der Rezeption und wir starten los.

Mit Schneeschuhen ausgerüstet führt mich „Alm-Öhi“ zum Aussichtspunkt für den Sonnenuntergang. Nach kurzem Anstieg erreichen wir diesen Punkt und da bleibt mir fast das Herz stehen: Der Ausblick ist zum Niederknien schön! Ich sehe im Abendlicht die Konturen der Bergspitzen und rund um uns ist es ganz still. Es scheint als ob die Welt den Atem anhielte.

Am Rückweg komme ich mit „Alm-Öhi“ ins Gespräch. Ich frage ihn, wie er zu diesem Job gekommen ist und meine, dass es doch wunderbar sein muss, in solch herrlicher Gegend zu arbeiten.

Und da erzählt er mir, dass er früher ganz was anderes gemacht hat: Er war lange Jahre Marketingleiter eines großen Medienunternehmens und fühlte sich in diesem Job sehr wohl. Bis zu dem Zeitpunkt als ein Beratungsunternehmen von der Zentrale engagiert wurde und auch sein Bereich durchleuchtet wurde. Spätestens zu diesem Zeitpunkt beginnt sich in mir etwas zu regen und die Erkenntnis, dass dieses Projekt vor vielen Jahren von meiner Firma durchgeführt wurde, durchzuckt mich wie ein Blitz. Der Bergfex erzählt mir von sehr unlustigen Besprechungen mit den Beratern, aber auch mit seinem Chef. Die Marketingabteilung bestand aus sieben Mitarbeitern und die Analyse der Berater hatte ergeben, dass 50 Prozent der Kapazität abgebaut werden könnten. Ich erfahre, dass sein Chef nach zwei Wochen Diskussion die Kündigung aussprach: aus der Traum von der großen Karriere!

Mir bleibt der Mund offen und ich wage nicht zu sagen, was ich damit zu tun habe, dass er seinen Job verloren hat. Stumm höre ich ihm zu und verfluche bereits die Entscheidung, genau hierher gekommen zu sein und mich den Rest des Urlaubs mit dieser „Altlast“ herumschlagen zu müssen.

Er erzählt weiter, dass er ein halbes Jahr in den Seilen hing und nicht wusste, was er mit seinem Leben anfangen sollte. Er begann, depressiv zu werden, aber wehrte sich gegen das Einnehmen von Antidepressiva. Stattdessen begann er die Natur erkunden. Er unternahm Wanderungen, begann verschiedene Sportarten zu betreiben. So gelang es ihm auch seine Depressionen nach und nach abzubauen.

Eines Tages griff er wieder zu „seiner“ alten Zeitung und blätterte den Anzeigenteil durch. Ein Inserat sprang ihm in die Augen: „Outdoor Guide gesucht“. Elektrisiert las er sich das Jobprofil durch und entschied auf der Stelle, sich für diese Position zu bewerben. Nach drei Runden an Bewerbungsgesprächen hatte er den Job in der Tasche. Mit einem etwas bangen Gefühl trat er die neue Stelle an und erkannte sehr rasch, dass dies genau der Job war, den er sich immer gewünscht hatte.

An diesem Punkt der Geschichte fasse ich Mut  – und sage: „Ich bin der Eigentümer des Beratungsunternehmens, das Ihnen den Job gekostet hat“. Der Mann leuchtet mir mit seiner Taschenlampe ins Gesicht und nach kurzer Zeit schaltet er die Taschenlampe wieder aus. Es ist inzwischen dunkel geworden und für eine gefühlte Ewigkeit herrscht Schweigen. Dann sagt er: „Ich habe Sie und Ihre Brut oft und lange verwünscht, aber heute bin ich glücklich darüber, wie es gelaufen ist! Ich danke Ihnen für mein neues Leben!“

Diese Worte retten nicht nur meinen Urlaub, sondern bestätigen einen der Glaubenssätze, die auch für mich gelten: „Jedes Ende ist auch ein neuer Anfang!“

Am Rückweg komme ich mit „Alm-Öhi“ ins Gespräch. Ich frage ihn, wie er zu diesem Job gekommen ist und meine, dass es doch wunderbar sein muss, in solch herrlicher Gegend zu arbeiten.

Und da erzählt er mir, dass er früher ganz was anderes gemacht hat: Er war lange Jahre Marketingleiter eines großen Medienunternehmens und fühlte sich in diesem Job sehr wohl. Bis zu dem Zeitpunkt als ein Beratungsunternehmen von der Zentrale engagiert wurde und auch sein Bereich durchleuchtet wurde. Spätestens zu diesem Zeitpunkt beginnt sich in mir etwas zu regen und die Erkenntnis, dass dieses Projekt vor vielen Jahren von meiner Firma durchgeführt wurde, durchzuckt mich wie ein Blitz. Der Bergfex erzählt mir von sehr unlustigen Besprechungen mit den Beratern, aber auch mit seinem Chef. Die Marketingabteilung bestand aus sieben Mitarbeitern und die Analyse der Berater hatte ergeben, dass 50 Prozent der Kapazität abgebaut werden könnten. Ich erfahre, dass sein Chef nach zwei Wochen Diskussion die Kündigung aussprach: aus der Traum von der großen Karriere!

Mir bleibt der Mund offen und ich wage nicht zu sagen, was ich damit zu tun habe, dass er seinen Job verloren hat. Stumm höre ich ihm zu und verfluche bereits die Entscheidung, genau hierher gekommen zu sein und mich den Rest des Urlaubs mit dieser „Altlast“ herumschlagen zu müssen.

Er erzählt weiter, dass er ein halbes Jahr in den Seilen hing und nicht wusste, was er mit seinem Leben anfangen sollte. Er begann, depressiv zu werden, aber wehrte sich gegen das Einnehmen von Antidepressiva. Stattdessen begann er die Natur erkunden. Er unternahm Wanderungen, begann verschiedene Sportarten zu betreiben. So gelang es ihm auch seine Depressionen nach und nach abzubauen.

Eines Tages griff er wieder zu „seiner“ alten Zeitung und blätterte den Anzeigenteil durch. Ein Inserat sprang ihm in die Augen: „Outdoor Guide gesucht“. Elektrisiert las er sich das Jobprofil durch und entschied auf der Stelle, sich für diese Position zu bewerben. Nach drei Runden an Bewerbungsgesprächen hatte er den Job in der Tasche. Mit einem etwas bangen Gefühl trat er die neue Stelle an und erkannte sehr rasch, dass dies genau der Job war, den er sich immer gewünscht hatte.

An diesem Punkt der Geschichte fasse ich Mut  – und sage: „Ich bin der Eigentümer des Beratungsunternehmens, das Ihnen den Job gekostet hat“. Der Mann leuchtet mir mit seiner Taschenlampe ins Gesicht und nach kurzer Zeit schaltet er die Taschenlampe wieder aus. Es ist inzwischen dunkel geworden und für eine gefühlte Ewigkeit herrscht Schweigen. Dann sagt er: „Ich habe Sie und Ihre Brut oft und lange verwünscht, aber heute bin ich glücklich darüber, wie es gelaufen ist! Ich danke Ihnen für mein neues Leben!“

Diese Worte retten nicht nur meinen Urlaub, sondern bestätigen einen der Glaubenssätze, die auch für mich gelten: „Jedes Ende ist auch ein neuer Anfang!“